Scale-ups, Nachhaltigkeit und Transparenz – Vincent Braams
Veröffentlicht am: 20 Mrz 2024„The C-Suite“ lässt Top of Minds hochkarätige Führungskräfte aus der Konsumgüterbranche zu Wort kommen. Janko Klaeijsen, Gründungspartner von Top of Minds, destilliert Erkenntnisse aus ihren Erfahrungen, um andere Manager und Führungskräfte in der Konsumgüterindustrie zu inspirieren. In dieser Ausgabe: Vincent Braams von Vendis Capital über Scale-ups, Transparenz und Nachhaltigkeit.
Aktueller Stand bei Vendis Capital
Vincent Braams ist ein versierter Geschäftsmann mit Erfahrung in den Bereichen Marketing, Vertrieb und General Management. Seit 2015 ist er Partner bei Vendi, ein führendes Private Equity Haus, welches bekannt ist für seine Investitionen in profitable Scale-Ups im Konsumgüterbereich mit einem Umsatzvolumen zwischen zehn und dreihundert Millionen Euro und einem EBITDA zwischen drei und dreißig Millionen.
Die Investitionen pro Unternehmen liegen zwischen 10 und 60 Millionen. Mit einem internationalen Team, welches aus sechs Nationalitäten in sechs Büros besteht, hat Vendis Captial bereits in mehr als 50 Unternehmen investiert. Man hilft diesen Unternehmen dabei, ihren globalen Markenwert aufzubauen und die Organisation zu stärken. Auf dieser Basis wird das Markenwachstum entlang dreier möglicher Wachstumstreiber beschleunigt: Country (internationaler Rollout), Channel (Vertriebskanäle mit starkem Fokus auf Digital) und Category (Erweiterung und Vertiefung der Marke durch Innovation in bestehenden und neuen Produktkategorien).
Vincent Braams
2015-heute: Partner, Vendis Capital
2010-2015: CEO, Smartware Home Essentials
2009-2010: Managing Director Coffee and Confectionary Germany, Nestle
2007-2009: Division Executive Manager, Nestle Benelux
2004-2007: Corporate Sales Director, Nestle Netherlands
1993-2004: Various Marketing & Sales roles, FrieslandCampina
Bevor Vincent Braams zu Vendis Captial kam, konnte er bereits für unterschiedliche FMCG-Unternehmen arbeiten. Er verfügt sowohl über einen MBA- als auch einen Bachelor-Abschluss in Betriebswirtschaftslehre der Erasmus-Universität. Bei Vendis ist er unter anderem an Pink Gellac, ECOstyle, Alpine, Kamera Express und Meubelzorg beteiligt. „Wir investieren nur in das, was wir verstehen, wovon wir begeistert sind und wo wir in der Lage sind, einen Mehrwert schaffen zu können. Diese Grundeinstellung passt gut zu mir persönlich. Ich habe einen unternehmerischen Hintergrund. Mein Vater war ein kluger Mann und ein äußerst harter Arbeiter, jedoch sicherlich kein Abenteurer. Er war von einem Urlaub in Rockanje beispielsweise sehr angetan. Zudem war er kreativ und ein großartiger Maler. Meine Mutter war in vielerlei Hinsicht sein genaues Gegenteil. Sie hat gemeinsam mit der Familie viel unternommen, indem sie beispielsweise mit uns mit dem Auto nach Italien gefahren ist und war generell einfach unheimlich gesellig von ihrer Art her. Meine Eltern ergänzten sich gegenseitig und harmonierten völlig miteinander. Erst im Nachhinein merkt man, wie sehr es meiner Schwester und mir geholfen hat und wie es unser Leben im Positiven beeinflusst hat. Wir sind beide bereit, das Notwendige zu tun. Wir sind in der Lage, Verantwortung zu übernehmen und arbeiten hart. Aber gleichzeitig können wir die Dinge auch relativieren und sind sozial.“
In Ihrem Lebenslauf stehen Arbeitgeber wie Nestlé und FrieslandCampina und Sie waren fünf Jahre lang CEO von Smartwares Home Essentials. Wie verlief der Übergang zu Private Equity?
„Nach zwei beruflichen Stationen in der Konsumgüterindustrie lernte ich bei Smartwares den PE-Bereich kennen. Durch meine eigenen Aktionäre, aber auch durch Kontakte zu anderen Investmentgesellschaften, mit denen wir Geschäfte gemacht haben. Bevor ich zu Vendis kam, hatte ich bereits umfangreiche Erfahrungen mit Akteuren in diesem Sektor. In den Niederlanden gibt es vor allem Generalisten: Anleger, die ihr Geld in den unterschiedlichsten Sektoren anlegen. Sie können ihren Unternehmen Geld und einen gesunden Verstand bieten, sind aber weniger in der Lage, sie bei den inhaltlichen Fragen zu unterstützen, die man als Geschäftsführer eines KMU hat. Wie werden wir auf Amazon erfolgreich? Wie erobern wir die Vereinigten Staaten? Das sind die Art von Fragen, bei denen man als schnell wachsende Verbrauchermarke gerne Hilfe bekommt. Ich kam zu der Überzeugung, dass man als Investor eine Spezialisierung braucht, um sein Portfolio wirklich voranzubringen. Nun, es gab nur einen wirklichen Spezialisten für wachstumsstarke A-Marken im Konsumgüterbereich in Westeuropa und das war Vendis.“
“Unser Stil ist klar: informell, sachlich, fleißig und ehrlich. Tatsächlich sind wir auch selbst ein Scale-up.”
Woher kommt Ihre Vorliebe für Konsumgüter?
„Als ich in Rotterdam studierte, waren Konsumgüter beliebt. Wer wirklich ehrgeizig war, stieg in den Konsumgüterbereich ein. Insbesondere FMCG-Marken waren beliebt. Dorthin gingen die besten Leute, also wollte ich das auch. Leider hat sich dies für diesen Sektor in den letzten Jahren erheblich verändert. Bei den besten Leuten, die jetzt auf den Arbeitsmarkt drängen, steht FMCG oft nicht mehr ganz oben auf ihrer Liste. Ich verstehe auch warum. Der Arbeitsmarkt im Allgemeinen und der Marketingbereich im Besonderen haben sich völlig verändert. Waren FMCG-Unternehmen früher Vorreiter bei den damals wichtigen Trends, sind sie bei den heutigen Megatrends Digitalisierung und Nachhaltigkeit nicht an vorderster Front. Wenn Sie die besten Leute anziehen wollen, müssen Sie bei den wichtigsten Themen führend sein. Das ist die Grundlage einer erfolgreichen Arbeitgebermarke. Wenn Sie bei diesen Themen nicht an vorderster Front stehen, verlieren Sie die Aufmerksamkeit einer großen Gruppe von Kandidaten.“
Wie sehen Sie die Digitalisierung dieser Branche?
„Der Konsumgütermarkt 65 Prozent der Weltwirtschaft aus, es handelt sich also um einen riesigen Markt. In der Vergangenheit wurde das meiste davon über mehrere Verbindungen zum Verbraucher gebracht. Warenströme waren indirekt, aber das Gleiche galt auch für Informationsströme: Verteilung von Aktivitäten und Geldströmen. Diese Marktstruktur verändert sich rasant. Die Gewinner sind diejenigen Konsumgüterunternehmen, die dieses Spiel am besten beherrschen. Das bedeutet in der Regel mehr zentrale Kontrolle, Daten werden eine viel größere Bedeutung zugeschrieben. Beschleunigung in fast allen wichtigen Geschäftsprozessen. Auch für die Unternehmensführung hat dies große Auswirkungen. Wenn man vor zehn Jahren Direktor bei Nestlé oder Unilever war, konnte man relativ leicht zu KMU wechseln, weil man in fast allen dort relevanten Bereichen Erfahrung hatte. Das ist jetzt anders. Der Aufbau einer guten Kundendatenplattform, das Gewinnen auf Marktplätzen – das macht den Unterschied aus. Für den CEO der Zukunft ist digitales Wissen entscheidend. Aber nur ein Teil der heutigen CEOs erkennt das und beschäftigt sich aktiv damit, um sich mit dem nötigen Tempo weiterzuentwickeln. Darüber hinaus ist diese persönliche Entwicklung nicht einfach, da sie in vielen Bereichen im Widerspruch zu allem steht, was sie seit zwanzig Jahren verinnerlicht haben.“
“Konsumgüter werden als die Premier-League des Handels bezeichnet.”
Wie baut man eine nachhaltige Organisation auf?
„Man baut ‘gemeinsam’ ein nachhaltiges Unternehmen auf. Mittlerweile ist das Thema Nachhaltigkeit so weit verbreitet, dass es in vielen Fällen gar nicht mehr so schwierig ist, diese Vision intern zu verkaufen. Der Schwerpunkt liegt dann auf einer guten Umsetzung dieser Vision und auf der Beteiligung des Teams. Stellen Sie also sicher, dass Sie mit guten Leuten zusammenarbeiten, offen für Ideen aus dem Team sind und ein Thema wählen, das im Unternehmen Energie erzeugt. In diesem Zusammenhang müssen sie dann die jeweilige Vision entwickeln und Ihre Organisation auf ein Abenteuer mitnehmen.
Wie beurteilen Sie den Erfolg von Beteiligungsgesellschaften?
„Private Equity wurde eigentlich mit einem Ziel geschaffen: einer Rendite. Das ist auch das Hauptkriterium, mit dem unsere Investoren auf uns schauen. Natürlich wurden im Laufe der Jahre weitere Elemente hinzugefügt, aber die Rendite bleibt das Wesentliche. Um dies auf unsere Portfoliounternehmen zu übertragen, verwenden wir häufig die Metapher einer Schulklasse. Jedes Unternehmen hat seinen eigenen Charakter und Hintergrund, genau wie die verschiedenen Kinder. Sie sind alle unterschiedlich, doch dreimal im Jahr erhalten sie ein Zeugnis mit Noten. Für uns läuft diese Bewertung auf eine einzige Note hinaus – den Wert des Unternehmens. Wir sind da sehr transparent. Jedes Unternehmen beginnt mit dem Basiswert 1. Unser Ziel ist es, diesen Wert innerhalb von fünf Jahren auf mindestens 2,5 zu steigern. Um dies zu erreichen, können Sie einen jährlichen Wertzuwachs von 0,3 haben. Aber in der Regel erfolgt das Wachstum nicht gleichmäßig, sondern in Sprüngen. Das ist auch in Ordnung, solange wir auf dem geplanten Weg zu diesem Fünfjahresziel bleiben. Dies ist der Kernpunkt der Bewertung des Erfolgs des Unternehmens und damit der Menschen, die es führen. Natürlich geht es bei einem Kind in der Schule nicht nur um seine Noten, sondern auch um die persönliche Entwicklung. So ist es auch bei unseren Unternehmen. Aber letztlich wird der Erfolg auch dadurch greifbar, dass diese persönliche Entwicklung in gute Leistungen umgesetzt werden kann.“
Was sagen Sie, wenn Ihre Kinder Sie um Berufsberatung bitten?
„Ich habe drei Jungen und natürlich wurden sie unglaublich privilegiert geboren. Einer studiert in Groningen, die anderen beiden sind in der Abschlussphase des Gymnasiums. Sie sind super nette und lustige Jungs und wie alle Eltern hoffe ich besonders, dass sie glücklich werden. Ich glaube, dass zwei Dinge für eine erfolgreiche Karriere wichtig sind: Talent und Engagement. Talente haben sie reichlich, also liegt mein Rat eher auf der Seite des Engagements. Engagement bedeutet, sich für etwas einzusetzen und sich zu trauen, Entscheidungen zu treffen. Und die Konsequenzen dieser Entscheidungen zu akzeptieren. Es ist in Ordnung, wenn Sie zum Beispiel nicht zu viel Energie in ihr Studium oder ihre Arbeit stecken wollen, weil sie einfach lieber andere Dinge tun. Aber dann müssen sie auch akzeptieren können, dass sie in ihrem Studium oder in ihrer Arbeit wahrscheinlich weniger erreichen werden. Seinen eigenen, richtigen Weg zu finden ist die Herausforderung für meine Jungs, aber ich denke für viele junge Menschen heutzutage.“
„Es ist sehr schön, dass die heutige Generation von Berufsanfängern viel umfassender darüber nachdenkt, wie sie ihr Leben gestalten möchten vergleichsweise zu meiner Zeit. Aber man macht es sich so nicht einfacher natürlich. Denn es entsteht oft ein Stapel von Wünschen, die anderen auf den Tisch gelegt werden, mit der Erwartung, diese erfüllen zu müssen. Diese Erfahrung als Führungskraft und Arbeitgeber spiegelt sich auch in meinem Rat an meine Kinder wider: Übernehmt die Verantwortung dafür, wie ihr euer Leben leben wollt, und seid bereit, alles zu tun, was nötig ist, um eure Ziele zu verwirklichen!”
Drei Tipps von Vincent Braams bei Vendis Capital
1. Umgeben Sie sich mit guten, inspirierenden Menschen und hören Sie sich ihre Ideen an.
2. Für einen CEO wird digitales Wissen immer wichtiger und es ist nicht möglich dieses auf einem hohen Niveau ohne tiefe Kenntnisse zu verwalten, also bilden Sie sich in diesem Bereich gründlich weiter.
3. Seien Sie bereit, alles zu tun was nötig ist, um Ihre Ambitionen zu verwirklichen.