Interkulturalität, Nachhaltigkeit und Digitalisierung - Jeroen van Vliet

Veröffentlicht am: 08 Feb 2024

Nach seinem Studium der Betriebswirtschaftslehre an der Rotterdam University of Applied Sciences und der Erasmus University stieß Jeroen van Vliet 2006 sofort zum CCEP-Team. Jeroen van Vliet konnte bereits umfassende Erfahrungen in verschiedenen finanziellen und kommerziellen Funktionen sammeln. Vor seiner jetzigen Position war er Director of Retail für die Niederlande und konnte davor auch neue Kenntnisse in Großbritannien gewinnen, wo er erfolgreich den Tesco-Account betreute. Seit 2019  ist Jeroen van Vliet verantwortlich für das Field Sales Team in den Niederlanden, indessen Position er einen wesentlichen Beitrag zum Wachstum von CCEP geleistet hat. Darüber hinaus engagiert er sich aktiv für die Inklusions- und Diversitätsagenda in den innerhalb der niederländlischen Organisation.

 

Aktueller Stand bei Coca-Cola Niederlande

Jeroen van Vliet ist seit dem 1. März 2023 VP & Country Director Coca-Cola Europacific Partners (CCEP) Niederlande. Als weltweit größter Abfüller von Getränken der Coca-Cola Company ist CCEP in insgesamt 29 Ländern vertreten. In den Niederlanden arbeiten mehr als achthundert Menschen für das Unternehmen. Der Hauptsitz des Unternehmens befindet sich in Rotterdam und die Fabrik steht in Dongen, Nordbrabant.

Jeroen van Vliet

2023-heute: VP & Country Director, CCEP
2019-2023: Field Sales Director, CCEP
2016-2019: Sales Director Retail, CCEP
2014-2016: Associate Director Retail – Tesco, CCEP
2013-2014: Associate Director Retail, CCEP
2009-2013: National Account Director Albert Heijn, CCEP
2007-2009: Business Controller Home, CCEP
2006-2007: Business Analyst, CCEP

Warum haben Sie sich für den Einzelhandel entschieden?

Als ich die Universität verließ, war meine Jobsuche breit gefächert, indem ich mir zunächst viele verschiedene Unternehmen und Möglichkeiten in Betracht zog. So bin ich auch bei CCEP gelandet. Die starke Markenpräsenz von Coca-Cola hat mich sofort angesprochen. Es ist ein sehr dynamisches Umfeld. Als Business Controller habe ich dort angefangen, jedoch schon bereits weit über die Zahlen hinausgeschaut. Mich interessierte genau, wie ein Geschäft zustande kam, und ich fand es auch interessant, die längerfristigen Auswirkungen einer Entscheidung zu betrachten. Dies gab mir die Möglichkeit, über einen Zeitraum von etwa 10 Jahren, in den verschiedensten Funktionen im kaufmännischen Bereich tätig zu werden. Darunter waren einige in England. Das Schöne daran ist, dass der Markt sehr anspruchsvoll ist. Es passiert ständig etwas Unerwartetes bzw. Neues. Das macht mein Aufgabengebiet sehr abwechslungsreich.

 

“Es ist ein hartnäckiger Mythos, dass sich unsere Produkte von selbst verkaufen. Das stimmt so leider nicht.”

 

Was reizt Sie am Handel?
„In dieser Branche erlebt man immer wieder kleine Momente des Fortschritts. Auch wenn es für die Außenwelt manchmal unverständlich zu scheinen vermag, sind wir stolz auf die weitere Verbreitung und gute Absprache mit unseren Handelspartnern in Bezug auf die bestmögliche Markenpräsentation am Point of Sale. Das gilt nicht nur für den Einzelhandel, sondern auch für die Zusammenarbeit mit Cafés, Hotels und Restaurants. Fragen wie ‚Was steht auf der Speisekarte?‘, ‚Wie wird es präsentiert?‘ und ‚Mit welchem Erlebnis wird es serviert?‘ sind sehr wichtig. Es gibt verschiedene Aspekte, mit denen man das Ergebnis beeinflussen kann, und die Wirkung der Arbeit ist sofort sichtbar.“

 

Jeroen (44) lebt mit seiner Frau und Tochter in Bilthoven. „Ich finde, Utrechtse Heuvelrug ist ein toller Ort zum Wohnen. Es ist auch ein guter Ausgangspunkt, wenn man wie ich gerne in seiner Freizeit Fahrrad fährt. Dort hat man mehrere Möglichkeiten und sieht nicht nur Gewächs- und Hochhäuser. Auch ist es für die Arbeit ein zentraler Ort. Sie können nämlich mit einer angemessenen Fahrzeit in jede Richtung fahren.“

Sie haben auch eine Trip nach London unternommen. Was hat Sie dazu bewogen?
„Ich war neugierig, ob ich mich in einem anderen Land zurechtfinden würde. Meine Frau ist Spanierin und hatte bereits Erfahrung damit. Sie hat gelernt, mit kulturellen Unterschieden auf verschiedenen Ebenen umzugehen, z. B. mit der Art und Weise, wie die Niederländer mit Familie, Traditionen und Kommunikation umgehen. Außerdem spielt natürlich so etwas wie das Klima eine große Rolle. Ein solcher Umzug hat also sowohl interne als auch externe Einflüsse. Ich habe mich auch gefragt, ob ich mich beruflich anpassen könnte – ob ich anderswo erfolgreich sein würde. Als ich die Chance bekam das Tesco-Account in England zu leiten, musste ich feststellen, dass das Land zwar geografisch nah an Deutschland liegt, sich aber kulturell sehr von den Niederlanden unterscheidet.

Am Anfang musste ich mich öfter anpassen, aber mit der Zeit lernte ich die Sitten & Rituale besser kennen, wodurch die Kommunikation und Zusammenarbeit mit der Zeit reibungsloser verlief. In den Niederlanden sind die Leute ’straightforward‘ und sagen was Sache ist, während die Britten ihre Aussage oft verblümt und erfühlsamer ihrem Gegenüber vermitteln. Das war gewöhnungsbedürftig und sorgte am Anfang sicherlich für Missverständnisse. Aber ich habe immer versucht, sensibel für die britische Kultur und dessen Umgangsformen zu sein und habe diese immer mehr schätzen gelernt.

Das habe ich auch mit zurück in die Niederlande genommen: Ich drücke mich jetzt weniger direkt und abrupt aus. Es ist oft nicht nötig, sich so geradlinig auszudrücken – man kann das Gleiche auch auf eine schickere, charmantere Art und Weise sagen.“

Hat Ihr britisches Abenteuer Sie auch in anderer Hinsicht als im Beruf geprägt?
„Auf jeden Fall, aber es war eher substanzieller. Es gab eine komplexe Beziehung zum Kunden, und meine Aufgabe war es, diese neu zu gestalten. Aus diesem Prozess habe ich viel gelernt. Zu den wichtigen Lektionen gehörte, wie wichtig es ist, einen soliden Plan zu haben und diesen konsequent zu verfolgen – auch bei Interessenkonflikten – und das Team in die Entwicklungen miteinzubeziehen. Außerdem habe ich festgestellt, wie wichtig eine Unterstützung durch die Führung ist. Wenn übergeordnete Manager den gleichen Kurs verfolgen, wird Vertrauen aufgebaut und es ermöglicht in einem sicheren Umfeld erfolgreich zu arbeiten.“

Was sind Ihrer Meinung nach die wichtigsten Entwicklungen in diesem Sektor?
„Es gibt eine Reihe von Schlüsselthemen, die immer dringlicher werden, wie zum Beispiel Nachhaltigkeit. Jedes Unternehmen, auch unseres, hat eine Politik oder eine Erklärung zu diesem Thema. – Unser Ziel ist es, bis 2040 klimaneutral zu sein. In einem ersten Schritt wollen wir unsere CO2-Emissionen bis 2030 um 30 Prozent reduzieren. Auch wenn das Jahr 2040 noch weit entfernt scheint, müssen wir viel tun, um diese Ziele zu erreichen. Schon jetzt. Das erfordert erhebliche Anstrengungen, für uns und alle Partner in der Wertschöpfungskette.

Trotz der gewaltigen Aufgabe, die vor uns liegt, glaube ich, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Auf lokaler Ebene arbeiten wir an Themen, die wir direkt beeinflussen können, z. B. Verpackung, Kühlung, Inhaltsstoffe, Einsatz von Elektrofahrzeugen und Wiederverwendung von recyceltem Plastik. Wir machen große Fortschritte, aber es muss noch viel mehr getan werden. Damit betreten wir Neuland, und das erfordert eine gewisse Vorsicht. Es muss auch noch eine Menge technologischer Innovation stattfinden, um unsere Ziele zu erreichen. Die Ideen sind zwar da, aber die Umsetzung im industriellen Maßstab ist oft die Problematik. Um diese Herausforderungen zu bewältigen, arbeiten wir eng mit externen Stakeholdern aus verschiedenen Bereichen der Gesellschaft, wie z. B. den Universitäten, zusammen.“

Können Sie ein Beispiel für eine lokale Initiative nennen?
„Unser Ziel ist es, unseren Wasserverbrauch in Gebieten mit Wasserknappheit zu hundert Prozent wieder aufzufüllen. Dazu gehört auch unser Werk in Dongen, Nordbrabant. Zu diesem Zweck unterstützen wir Projekte von Naturmonumenten wie zum Beispiel das Anlegen von Fischteichen. Eine solche Aufgabe scheint einfach zu sein, ist es aber keineswegs. Die niederländische Wasserinfrastruktur ist hauptsächlich darauf ausgelegt, Wasser aus den Bergen und dem Himmel über Flüsse ins Meer abzuleiten. Daher müssen unbedingt mehr Orte geschaffen werden, um das knappe Wasser zu sammeln und für zukünfige Trockenperioden zu speichern. Dies ist nicht nur eine Kompensation um der Kompensation willen, sondern ein echter Versuch, die Auswirkungen unserer Aktivitäten vor Ort auszugleichen.

Das sind komplizierte Prozesse, deren Umsetzung leider Zeit braucht. Wir müssen heute handeln, um unsere Ziele für ‚Morgen‘ zu erreichen. Außerdem erfordert dies große Investitionen. Ich hoffe, dass jeder seinen Beitrag dazu leistet, sonst wird es nicht machbar sein. Wir sind nähmlich nur ein Glied in einer großen Kette.“

Welche Rolle spielt die Digitalisierung für CCEP?
„Wir sind auch Teil einer digitalen Kette. Im E-Commerce geht es darum, wie ein Konsument einen Kauf bei einem unserer Handelspartner tätigen kann und wie der Prozess abläuft. Das klingt recht einfach, aber die Praxis ist komplizierter. Wir haben eine Vielzahl an Kunden, was zu schwankender Nachfrageintensität führt. Nehmen wir zum Beispiel den Einfluss des Wetters auf den Konsum von Erfrischungsgetränken.

Es gibt noch viele ungenutzte Möglichkeiten, da viele Datenquellen noch nicht miteinander verknüpft sind. Wir können unsere Produktionsabteilung auf diese abstimmen und den Prozess effizienter und wirtschaftlicher gestalten. Das kommt nicht nur den Geschäftsergebnissen zugute, sondern hilft uns auch unsere Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. Leider werden Daten aufgrund eines vermeintlichen Wettbewerbsvorteils immer noch oft als Eigentum vom Verkauf angesehen und nicht vollständig geteilt. Wir möchten gemeinsam mit der Branche und unseren Partnern Schritte in die Richtung Tranparenz auf allen Kanälen gehen. Davon profitieren alle, auch das Klima.“

 

“Dies sind seismische Veränderungen. Man muss die gesamte Belegschaft darauf vorbereiten, indem man ihnen hilft eine starke Anpassungsfähigkeit zu entwickeln.”

 

Wie führen Sie solch komplexe Themen und Prozesse?
„Es beginnt mit der Verantwortung für unsere achthundert Kolleginnen und Kollegen: Sie fachlich und geistig „fit für die Zukunft“ zu machen. Veränderungen sind schwer zu interpretieren und bei Entwicklungen wie KI ist es wichtig, als Arbeitgeber keine Panik zu verbreiten. Deshalb muss man den richtigen Kontext vermitteln, damit die Mitarbeiter künftige Veränderungen antizipieren können.“

Was macht Ihre Art der Führung aus?
„Als Führungskraft muss ich anerkennen, dass ich nicht immer alle Antworten habe. Ich bin fehlbar und empfänglich für Feedback wie auch Kritik. Man sollte vor allem immer miteinander im Gespräch bleiben und herausfinden, wo was benötigt wird. Das mag für manche Menschen beunruhigend sein, aber es ist die Realität in einer Welt, die sich immer schneller verändert. Schließlich ist es meine Aufgabe, das niederländische Unternehmen zukunftssicher zu machen. Glücklicherweise ist unser spanischer Großaktionär eine Familie mit langfristiger Ausrichtung. Das schafft Möglichkeiten, große Themen wie Nachhaltigkeit voranzutreiben. Für sie ist es ein existenzieller Faktor für die Zukunftsfähigkeit unseres Unternehmens, dass wir Entscheidungen mit Blick auf morgen und übermorgen treffen, nicht nur auf heute. Ich kann mir vorstellen, dass das nicht für jeden in der Organisation leicht zu verstehen ist. Die Herausforderung besteht also darin, alle in die Pläne einzubeziehen.“

Wie kann man das erreichen?
„Es beginnt mit guter Kommunikation und der Schaffung einer transparenten Kultur, in der Ehrlichkeit geschätzt wird. Manchmal muss man eine Botschaft viele Male wiederholen, bevor sie allen klar geworden ist. Wenn es sich dann fühlt wie eine kaputte Schallplatte, steht man wahrscheinlich erst am Anfang von dem was hängen bleibt. Das gehört dazu, um alle mit ins Boot zu holen – und das ist wichtig, denn die besten Ideen entstehen oft intern. Der Vorschlag zur C02-Reduzierung auf HVO100-Kraftstoff für alle unsere Fahrten umzusteigen, kommt zum Beispiel von unseren eigenen Leuten.“

War das anders, als Sie anfingen, selbst zu arbeiten?
„Gewiss, riesig. Als ich anfing zu arbeiten, waren die Führung und die Erwartungen anders. Damals musste eine Führungskraft sagen, was zu tun war, und dann mit der Umsetzung beginnen. Heutzutage ist ein kollaborativer und flexibler Stil erwünscht. Wo es früher vor allem CEOs mit finanziellem Hintergrund gab, hat sich dies bereits mehr in Richtung eines kommerziellen Profils bewegt. Es ist kein Geheimnis, dass der CEO der Zukunft einen E-Commerce- oder Datenhintergrund haben wird. Ganz einfach, weil dies einen zunehmenden Einfluss auf den Erfolg des Unternehmens hat und Sie Führungskräfte brauchen, die sich damit auskennen.“

Was möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
„Wenn es etwas gibt, das ich meiner Tochter mitgeben möchte, dann ist es zunächst, etwas zu finden das ihr Freude bereitet. Die Arbeit kostet viel Zeit und Energie, aber wenn man etwas tut das einem Spaß macht, gibt einem die Arbeit auch viel Kraft. Sie sollte sich selbst immer wieder neu herausfordern lassen und unterschiedliche Perspektiven entwickeln. Gelegentlich auch unbequeme Schritte gehen, denn diese bringen einen weiter. Und sich mit Menschen umgeben, die Sie für Ihren Beitrag schätzen und wertvolles Feedback geben. Wenn sie nur nach Bestätigung für Ihre eigenen Ideen sucht, wird sie diese wahrscheinlich finden, aber es wird sie in ihrer Entwicklung nicht weiterbringen. Und schließlich sollten sie dafür sorgen, dass sie wirtschaftlich unabhängig wird. Man sieht, dass es einfach oft noch nicht gleichmäßig verteilt ist. Und das gilt für alle Formen von Beziehungen oder Arten, in denen man sich identifizieren möchte. Sie sollte deshalb sicherstellen, dass sie unabhängig ist um eigene wichtige Entscheidungen treffen zu können. Am Ende des Tages ist es aber das Wichtigste, dass sie glücklich ist.“

 

Drei Tipps von Jeroen van Vliet von CCEP

1. Tun Sie, was Sie glücklich macht! – und stellen Sie sicher, dass Sie in der Lage sind unabhängig relevante Entscheidungen zu treffen.

2. Vergewissern Sie sich, dass Sie ‚Digital‘ und ‚KI‘ verstehen, denn die nächste Generation von CEO’s wird diese Kompetenzen besitzen müssen.

3. Umgeben Sie sich mit Menschen, die Ihnen wertvolles Feedback geben und seien Sie auch dafür offen.

 

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Susanne Tonnar - Partner

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