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Karrieretipps - Consulting Exit
Published on: 10 Jan 2023Leonie Sandelbaum startete ihre berufliche Laufbahn als Consultant Global Business Services bei IBM und betreute anschließend bei Deloitte als Strategy & Transformation Manager internationale Bankgeschäfte. Nach Abschluss ihres MBA an der University of San Diego in den USA wechselte sie zu ING, einer multinationalen Bank mit Hauptsitz in den Niederlanden, wo sie derzeit als Wholesale Banking Chief Operations Officer Europe, Middle East & Africa (WB COO EMEA) das operative Geschäft im Geschäftskundensegment leitet. Wie Leonie ihren Ausstieg aus der Beratung erlebte und welche Ratschläge sie KandidatInnen mit auf den Weg gibt, hat sie uns in einem persönlichen Gespräch mitgeteilt. Eines ihrer wichtigsten Learnings: „Im Business ist es unglaublich wichtig, nicht voreilig mit einer Lösung zu kommen, sondern zu zeigen, dass man ´down to earth´ ist und zuhört. Das gilt nicht nur für die Beratung, sondern auch für die Führung von MitarbeiterInnen.“
Tipp 1: Leben Sie Ihren Traum.
Schon im Alter von zwölf Jahren wusste Leonie, dass sie später einmal Managerin werden wollte. „Zwar wusste ich zu dem Zeitpunkt noch nicht, was genau ich später einmal ´managen´ wollte, aber für mich war schon damals klar, dass ich etwas bewegen wollte“, erzählt Leonie. „Mir kam gar nicht in den Sinn, dass ich hierbei als Mädchen Nachteile haben könnte – im Gegenteil: Ich wurde daheim getreu dem Motto ´the sky is the limit´ erzogen, und ich wollte bloß nicht einen der typischen Klischeeberufe ergreifen. Diesen Traum habe ich während meines Studiums und anschließendem Berufseinstieg konsequent verfolgt.“ Während ihres Bachelors in Internationaler Betriebswirtschaft machte Leonie im Rahmen studienbegleitender Praxiseinsätze bei IBM erste Bekanntschaft mit dem Bereich Financial Services. „Ich war damals viel in der technischen Implementierung von IT-Projekten unterwegs. Das fand ich sehr spannend. Als ich aber während eines Events die Rede des damaligen Global Business Services Heads von IBM über Consulting hörte, fand ich das unglaublich inspirierend, und für mich war sofort klar: Ich will in die Beratung!“
Tipp 2: Go your own way.
Auf eine Chance hierzu brauchte Leonie nicht lange zu warten: „Ich wollte unbedingt zur ´Creme de la Creme´ im Consulting und brauchte mich noch nicht einmal lange zu bewerben: Nach Abschluss meines Studiums wurde mir von IBM direkt ein Job angeboten“, erinnert sie sich. Aufgrund der Finanzkrise rieten ihr viele Kollegen davon ab, in den Bereich Financial Services zu wechseln, aber Leonie ließ sich nicht beirren: „Für mich war klar, dass ich in einer Industrie arbeiten wollte, die international geprägt ist, sich in der Transformation befindet und die ich interessant finde. Dafür war Financial Services prädestiniert.“ Ebenso konsequent blieb Leonie bei ihrer Idee, noch einen Masterabschluss zu machen: „Nach meinem Wechsel zu Deloitte drei Jahre später stand für mich fest, dass ich noch einen Master dranhängen wollte – doch nicht irgendeinen: Ich wollte einen Master of Business Administration (MBA) machen und dafür unbedingt in die USA. Nicht wenige meiner KollegInnen und PartnerInnen meinten damals: ´Leonie, das brauchst du nicht, um Partnerin zu werden. Ein MBA kostet dich wertvolle Zeit und viel Geld. Konzentrier dich lieber auf deine Arbeit und du schaffst es auch ohne MBA, eine Karriere zu machen.´ Viele Gespräche mit meinem persönlichen Netzwerk haben mich jedoch in dieser Idee bekräftigt, weswegen ich schließlich fest entschlossen war, in mich selbst zu investieren. Bis heute habe ich meine Entscheidung nicht bereut: Zwei Jahre lang komplett aus dem Job rauszugehen und sich wieder auf das Lernen zu fokussieren und meinen Horizont als auch mein Netzwerk zu erweitern, hat mir unheimlich viel gebracht. Das würde ich jederzeit wieder so machen!“
Tipp 3: Sammeln Sie Auslandserfahrungen
Das MBA-Programm von Leonie an der University of San Diego war sehr international ausgerichtet mit Praktika und Kursen u.a. in Dubai, Shanghai, Bogotá und Istanbul und bot Leonie die Gelegenheit, ein zusätzliches Auslandssemester in Argentinien zu absolvieren. „In dieser Zeit habe ich unheimlich viel über andere Kulturen und auch über mich gelernt, was ich zum Teil heute noch immer anwende“, erzählt Leonie. „Wenn ich eine Präsentation halte, überlege ich zum Beispiel immer, wie ich die Story am besten erzählen kann. Während meines Auslandsaufenthaltes habe ich unglaublich viele inspirierende Leute kennengelernt – auch außerhalb der Uni. Das sind Erfahrungen, die ich jedem empfehlen würde.“
Tipp 4: TIPP 4: Hören Sie gut zu.
Während der darauffolgenden Jahre sammelte Leonie bei Deloitte als Strategy & Transformation Manager wertvolle Business-Erfahrungen, national sowie international, u.a. mit Projekten in London und Zürich. Dabei kam sie zu der Einsicht, dass es für Berater und Beraterinnen um viel mehr geht, als mit smarten Menschen zusammenzuarbeiten und die Probleme von Kunden zu lösen: „Durch die Tätigkeit in der Beratung erhält man Zugang zu einer Art ´Toolbox´, mit deren Hilfe man sich extrem schnell und effizient in Themen hineinarbeiten kann. Dies ermöglicht eine enge Zusammenarbeit mit dem Kunden auf Augenhöhe zur gemeinsamen Lösung des vorliegenden Problems. Doch am Ende des Tages kommt es meiner Meinung nach gar nicht nur darauf an, SpezialistIn für etwas zu sein: Der Kunde sollte das Gefühl haben, dass BeraterInnen immer ein offenes Ohr haben und Wege und Ansätze aufzeigen, wie man sein Problem löst. Im Business ist es meiner Meinung nach unglaublich wichtig, nicht voreilig mit Lösungen zu kommen. Man sollte zeigen, dass man ´down to earth´ ist und zuhört. Das gilt nicht nur für die Beratung, sondern auch für die Führung von MitarbeiterInnen.“
Tipp 5: Haben Sie Mut zur Veränderung.
„Nachdem ich einige Jahre als Beraterin bei Deloitte tätig gewesen war, fing ich an, mir Gedanken darüber zu machen, wie meine weitere Karriere aussehen sollte. Wollte ich weitermachen und mich auf den Partnertrack konzentrieren, oder war dies der beste Moment, auszusteigen und noch einmal etwas anderes zu machen?“ erinnert sich Leonie. Durch den Kontakt zu Top of Minds wurde sie damals auf eine interessante Karrierechance im Bereich Corporate Strategy bei der ING aufmerksam. „Da ich bereits viele Projekte in der Strategieberatung betreut hatte und es um eine Bank ging, klang der Job total spannend. Über ING als Bank wusste ich nicht sehr viel und ich hatte sie als Bank noch nie beraten, doch die Art der Kommunikation mit ihren Kunden gefiel mir ausgesprochen gut. Auch die Tatsache, dass ING in Amsterdam sitzt, sprach mich an, denn ich wollte gerne wieder ins Ausland. Von daher hat einfach alles gepasst, und ich habe das Jobangebot als Corporate Strategy Manager angenommen.“ Ganz wichtig war für Leonie damals auch die Unternehmenskultur bei ING. Ihr Rat: „Als Berater wechselt man ständig zwischen verschiedenen Welten hin und her. Bei einem Wechsel auf die andere Seite des Tisches sollte man aber darauf achten, dass die Corporate Culture gut zu einem passt. Ich kann nur jedem raten, im Vorfeld mit vielen Leuten zu sprechen und Fragen zu stellen. Ganz wichtig ist für mich zum Beispiel, dass regelmäßig eine Untersuchung zum Engagement von MitarbeiterInnen durchgeführt wird, deren Ergebnisse auch tatsächlich in der Praxis umgesetzt werden. Fehlt dies, ist das für mich eine ´Red Flag´.“
Tipp 6: Trauen Sie sich, mehr Verantwortung zu übernehmen.
Doch es gab noch mehr, was Leonie zu dem Ausstieg aus dem Consulting bewegte: Sie wollte mehr Verantwortung übernehmen. „Hinzu kam, dass ich gerne weg wollte von dem Image ´nur Beraterin´ zu sein. Ich hatte das Gefühl, dass ich in Projekten am Ende nie selbst Entscheidungen treffen, sondern immer nur zuschauen konnte, welchen Weg der Kunde letztendlich einschlägt,“ erzählt sie. „Ich wollte mitverantwortlich sein und Projekte end-to-end begleiten, statt nur für drei bis sechs Monate irgendwo reinzugehen und wieder zu verschwinden.” Diese Gelegenheit bot sich Leonie bei ING vom ersten Tag an: „In meiner ersten Rolle als Corporate Strategy Manager wurde ich sofort auf ein internes Projekt gesetzt, bei dem ich sehr eng mit dem globalen Vorstand zusammenarbeiten musste – aber eben nicht mehr als Beraterin, sondern als diejenige, die gemeinsam mit KollegInnen Lösungen erarbeitet und implementiert. Das war einfach unglaublich und hat mich am Anfang ganz schön umgehauen! Zum Glück haben mir meine Kolleginnen und Kollegen sehr bei der Umgewöhnung geholfen. In der Strategieabteilung war ich umgeben von ehemaligen Beratern, und viele davon kamen von Strategieberatungen wie McKinsey oder BCG. Es ging eigentlich fast immer noch zu wie in der Beratung, aber ich hatte viel mehr Verantwortung und konnte Projekte wirklich bis zum Ende begleiten.“
Leonie´s Traum, einmal Managerin zu werden, ist in Erfüllung gegangen, und vom Senior Consultant bei IBM bis zum Wholesale Banking Chief Operations Officer (WB COO EMEA) bei ING hat sie eine großartige Reise zurückgelegt. Auf unsere Frage, ob sie rückblickend etwas anders machen würde, antwortet sie: „Absolut nicht! Meine Zeit in der Beratung war großartig, und ich möchte diese Erfahrung auf gar keinen Fall missen – auch wenn das Beraterleben sehr schnelllebig ist und es manchmal eine Herausforderung sein kann, alle seine Kontakte zu pflegen. Für meinen Ausstieg habe ich genau das richtige Timing gewählt, und ich bin sehr glücklich mit dem, wo ich heute bin und wie es für mich bisher gelaufen ist!“
Download der Broschüre
Curriculum Leonie Sandelbaum
2022 – heute. WB COO EMEA bei ING
2020 – 2021. Global Head of Client Servicing Solutions bei ING
2019 – 2020. Deputy WB COO EMEA bei ING
2018 – 2020. Global Head of (Tribe Lead) Client Servicing bei ING
2016 – 2018. Corporate Strategy Manager bei ING
2011 – 2016. Strategy & Transformation Manager bei Deloitte Consulting
2008 – 2011. Business Consultant bei IBM Global Business Services