KI, Nachhaltigkeit und Führung – Adriaan Thierry

Veröffentlicht am: 25 Jan 2024

Adriaan Thierry wurde 1972 in De Bilt geboren. Seine Mutter war Lehrerin für die klassische Philologie, sein Vater Elektroingenieur. „Was die Arbeit angeht, bin ich eigentlich das Resultat meiner Eltern: Wenn man es aus der Alpha- und Beta-Perspektive betrachtet, bin ich mittendrin. Und das gilt auch für meine beiden Brüder: Der eine ist IT-Berater, der andere Richter.“ Thierry lebt mit seiner Frau und seinen drei Kindern in Utrecht. Seine beiden Ältesten studieren bereits. Bevor er 2020 zum CEO von Bugaboo wurde, arbeitete er nach seinem erfolgreich abgeschlossenen Betriebswirtschaftsstudium in Amsterdam in verschiedenen Funktionen bei Unilever, Red Bull, Albert Heijn und Sonos.

 

Aktueller Stand bei Bugaboo

Fast fünfundzwanzig Jahre ist es nun her, dass der erste Bugaboo aus einem Abschlussprojekt entwickelt worden ist. Das von Max Barenburg gegründete Unternehmen befindet sich in einer steilen Wachstumsphase seiner Entwicklung. Vom dem Moment im Jahr 1999 an, als der Gründer Max Barenburg seinen ersten Bugaboo auf der Straße vor einem Amsterdamer Cafés vorbeifahren sah, bis hin zur „globalen“ Marke, zu welcher sie heute geworden ist. Bugaboos werden aktuell in mehr als 50 Ländern verkauft und das Unternehmen beschäftigt rund 1.000 Mitarbeiter. Das revolutionäre Produkt hat sich im Laufe der Zeit weiterentwickelt, aber die Kernessenz ist unverändert geblieben und die Grundlage des Erfolgs: ein Kinderwagen, der nicht nur ein schönes Design hat, sondern auch flexibel-funktional ist, um ihn überallhin mitzunehmen. Das Unternehmen wurde 2018 von dem US-amerikanischen Private-Equity-Investor Bain Capital übernommen und wird seit 2020 vom CEO Adriaan Thierry geführt.

Adriaan Thierry

2020-heute: CEO, Bugaboo
2018-heute: Non-Executive Director, Musgrave
2018-2020: Managing Director, Sonos
2016-2020: Member Advisory Board, Mobgen
2016-2017: Boardmember, SIRE
2014-2016: Executive Vice President Albert Heijn, Ahold
2013-2014: General Manager Albert Heijn online, Ahold
2012-2013: VP Merchandising, Marketing, E-commerce Albert Heijn, Ahold
2011-2013: VP Customer Loyalty Albert Heijn, Ahold
2009-2011: Marketing Director Benelux, LG Electronics
2007-2009: Marketing & Sales Director, Red Bull
2004-2007: Marketing Director Netherlands, Red Bull
1999-2004: Multiple Commercial positions, Unilver

 

Warum haben Sie sich für eine Karriere in der Konsumgüterbranche entschieden?
‚Es war eine sehr bewusste Entscheidung, bei Unilever anzufangen, weil ich an einem Ort arbeiten wollte, an dem ich greifbare Ergebnisse meiner Arbeit sehen konnte. Das hat mich an dieser Branche immer gereizt und tut es immer noch.‘

Und wie sehen Sie die Zukunft dieser Branche?
‘Künstliche Intelligenz wird die Branche radikal verändern. Die KI-Revolution wird die Welt viel schneller verändern, als es das Internet getan hat und wir werden es in den nächsten 10 Jahren bei unserer Arbeit hautnah erleben. Wir können es noch nicht genau überblicken, aber es werden viele neue Qualitäten benötigt, während andere Qualitäten überflüssig sein werden. Aber auch in dem Geschäft, welches ich jetzt betreibe, wird es einen gigantischen Einfluss haben, zum Beispiel weil Dinge wirklich von der KI übernommen werden können.’

 

“Bei Konsumgütern sieht man relativ schnell die Auswirkungen seiner Entscheidungen.”

 

Haben Sie dafür ein Beispiel?
‘Die Branche arbeitet natürlich schon lange mit Chatbots, aber die Qualität verbessert sich jetzt schon exponentiell, womit sich auch die Rolle des Kundendienstes verändern wird. Das bedeutet nicht, dass wir bald keine Kundendienstmitarbeiter mehr haben werden, aber die Arbeit wird sich dramatisch verändern, von der reaktiven Beantwortung von Kundenanfragen hin zu einer viel proaktiveren Tätigkeit. Ein weiteres Beispiel ist die Verbraucherforschung. Wir führen viele Untersuchungen zu neuen Designs durch und experimentieren mit Tests durch KI anstelle von Verbraucherpanels. Und auch sich wiederholende Aufgaben werden davon betroffen sein. Denken Sie an das Finanzwesen, die Erstellung von Berichten und Prognosen. Es gibt fast keinen Bereich, der nicht davon betroffen sein wird. Die Frage ist nur, wie schnell und auf welche Weise sich das ändern wird. Unternehmen, die den Anschluss nicht rechtzeitig finden, werden verschwinden.’

Welche Rolle spielt die Nachhaltigkeit für Sie?
‘Eine wichtige Form der Nachhaltigkeit, ist die lange Haltbarkeit der Produkte. In der Modeindustrie ist es beispielsweise am besten, eine Hose zu kaufen, die acht Jahre hält. Die Qualität stand bei Bugaboo schon immer an erster Stelle, daher ist es ganz natürlich, dass wir Nachhaltigkeit zu einem zentralen Wert gemacht haben.’

Wie haben Sie das gemacht?
‘Wir haben zum Beispiel angefangen, mit biobasierten Materialien zu arbeiten. Traditionell werden Kunststoffe aus Öl hergestellt, das aus dem Bodenressourcen gewonnen wird, aber wir verwenden Öl, welches aus Pflanzen gewonnen wird. Und zwar nicht von Pflanzen, die speziell für diesen Zweck angebaut werden, sondern von Pflanzenabfällen. Damit reduzieren wir die CO2-Emissionen. Wir haben uns verpflichtet, bis 2035 CO2-neutral zu werden. Was wir aber nicht tun, ist zu kompensieren. Wir kaufen nicht alle möglichen Zertifikate, für die dann Bäume gepflanzt werden. Letztlich ist das eine Sackgasse. Wir müssen wirklich reduzieren, und das tun wir, indem wir innovative Materialien verwenden, indem wir viel recyceln und schließlich in Form einer integrierten Kreislaufwirtschaft arbeiten. Wir müssen aktiv managen, und das tun wir auch. Wir arbeiten auf das Etappenziel einer 40-prozentigen Reduzierung bis 2026. In diesem Bereich sind wir international führend in unserer Branche.’

 

„Wenn es etwas gibt, das nachhaltig ist, dann ist es ein Produkt, das lange hält.”

 

Was macht Ihrer Meinung nach eine gute Führungskraft als CEO eines Global Players aus?
‘Es gibt ein paar Dinge, die universell sind. Man muss eine gewisse Arbeitsstruktur anwenden, und das beginnt oft mit gutem Zuhören und ausgeprägten analytischen Fähigkeiten. Das bedeutet übrigens nicht immer, dass man im praktischen Sinne strukturiert ist. Ich selbst bin auch nicht strukturiert, habe aber glücklicherweise unglaublich fähige Leute um mich herum, die mir dabei helfen. Aber meine Art zu denken ist strukturiert. Man muss auch in der Lage sein, strategische Entscheidungen zu treffen und die Leute mit ins Boot holen. Das kann man nur, wenn sie verstehen, was man vorhat. Das wiederum wird erreicht, indem man sich einander ergänzende Menschen zusammenführt, das Team inspiriert und seine Vision konsequent propagiert. Strukturieres Arbeiten, die richtige Richtung wählen und die Mitarbeiter mit ins Boot holen – diese drei Elemente sind die wichtigsten Bausteine guter Führung.

 

Sie haben einen kommerziellen, aber multidisziplinären Hintergrund. Macht Sie das zu einem besseren CEO?
‘Es ist sehr hilfreich, wenn es einem möglich ist mit dem Team über spezifische Fachbereiche zu diskutieren und auch seine eigene Expertise einbringen einbringen zu können. Ich selbst hatte vorherige funktionale Verantwortlichkeiten in den Bereichen Vertrieb, Marketing und Digitaltechnik. Das ist sehr wertvoll, weil man dann als Sparringspartner fungieren kann. Aber man muss auch wissen, wo man nicht dazugehört, wie ich beispeilsweise beim Produktdesign. Ich liebe es, aber ich bin kein Produktdesigner. Zum Glück arbeite ich aber mit anderen zusammen, die das sehr gut können.’

Welchen Rat können Sie jungen Menschen geben, die am Anfang ihrer beruflichen Laufbahn stehen?
‘Sie werden bald vierzig Jahre lang arbeiten, also machen Sie etwas, das Ihnen Spaß macht. Das ist das Wichtigste. Danach werden Sie versuchen, in diesem Bereich Arbeit zu finden. Mit dem richtigen Antrieb werden Sie darin Erfolg haben. Das heißt aber nicht, dass die Arbeit immer Spaß macht. Zwischendurch gibt es immer mal wieder eine schlechte Woche, die man auch durchhalten muss. Aber – und das mag ein bisschen traditionell-konserativ sein, man muss auch bereit sein, hart zu arbeiten. Manchmal muss man einfach in den sauren Apfel beißen. Im Großen und Ganzen sollte es jedoch Spaß machen, aber wenn man Karriere machen will, sollte man nicht gleich beim ersten Rückschlag den Kopf hängen lassen.’

 

Drei Tipps von Adriaan Thierry von Bugaboo

1. Wählen Sie eine Tätigkeit, die Ihnen Freude bereitet, denn nur so können Sie sich in Zukunft darin entfalten.

2. Entwickeln Sie einige funktionalen Fähigkeiten, dann können Sie später als Sparringspartner in diesen Bereichen fungieren.

3. Bringen Sie sich selbst strukturiertes Denken bei – analysieren/hören Sie genau zu, treffen Sie Entscheidungen und konzentrieren Sie sich auf die Ausführung.

 

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Susanne Tonnar - Partner

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